Leserrezension von Bernhard S. Laukamp zu: Kontrolle als Motivationsinstrument - Mit Sicherheit besser führen

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Eberhard P. Flamm

Kontrolle als Motivationsinstrument

Mit Sicherheit besser führen 

Tredition Verlag Hamburg, 2016

76 Seiten

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Leserrezension

 

Das Buch ist als Taschenbuch erschienen und hat damit den Vorteil, dass man es aufgrund des Formats gut mitnehmen und schnell nachschlagen und sich die Empfehlungen in Erinnerung rufen kann. Umfang (76 Seiten) und Format sind praktisch und gut.

Das ausführliche Inhaltsverzeichnis macht aber schon klar, dass hier alle relevanten Themen und Fragen behandelt wurden, wenn auch der Umfang je Kapitel begrenzt sein muss. Als Anregungsgeber für die Praxis dürfte das aber ausreichen.

Das Thema Motivation wird auf Kernaussagen von Maslow und Bauer hinsichtlich der Bedürfnisse von Menschen und neurobiologische neuere Erkenntnisse und Schlussfolgerungen reduziert betrachtet. Das ist in diesem Fall auch ausreichend, um zu einer begründeten Synthese von Kontrolle und Motivation zu gelangen.

Aus der überzeugenden Vita des Autors können wir entnehmen, dass er mit dem Thema Führung sehr vertraut ist und praktische Kenntnisse und Erfahrungen besitzt.

Sein Motto "Führung bewirkt immer..." findet sich auch in den Begründungen des Buches wieder, weshalb die Synthese von Kontrolle und Motivation möglich und sinnvoll, ja sogar notwendig erscheint.

Das Buch ist laut Vorwort in erster Linie für Menschen geschrieben, die mit ihrer Führungsaufgabe täglich für den Erfolg ihres Teams Verantwortung tragen und die Unterstützung und Antworten auf Ihre Fragen aus ihrem konkreten Arbeitsalltag suchen. Der Akzent des Buches liegt auf der praktischen Umsetzbarkeit. Die Stimmigkeit beider Zielsetzungen kann ich schon an dieser Stelle bestätigen.

 

"Kontrolle – wozu überhaupt." und "Wofür wird die Führungskraft bezahlt?"

Diese beiden Fragen werden vom Autor nüchtern und einfach beantwortet:

Als Führungskraft wird man dafür bezahlt, dass man bewirkt. Und bewirken soll man, dass die Ziele, die das Team erreichen soll, auch erreicht werden.

Und: Führen heißt Bewirken - und Führungskräfte bewirken immer. Schön wäre es, wenn man immer das bewirken würde, was man möchte.

Wer das Ziel erreichen möchte, muss kontrollieren. Er muss wissen wo er steht, und wohin er soll, um seine Führungsaufgabe erfolgreich wahrzunehmen. Ohne Ist und Soll keine Zielerreichung.

 

Damit sind die Grundlagen geschaffen, die zumindest die Notwendigkeit von Kontrolle belegen.

Die folgenden Seiten wurden nun sehr interessant für mich, denn letztlich ist auch bei mir das Thema Kontrolle & Führung ein Problemthema (gewesen hoffe ich nach dem Buch).

 

Eberhard P. Flamm geht nun darauf ein,

"Was mich vom kontrollieren abhalten könnte?"

und nimmt "Erfahrungen und falsche Einstellungen" genauer unter die Lupe.

Fehlende oder schlechte Kontrolle hat oft die Ursache in eigenen schlechten Erfahrungen mit dem Thema Kontrolle. Treffsicher benennt er die Gründe für fehlende Kontrolle. Der Autor wird hier auch an schmerzhafte Erinnerungen von vielen anderen zu diesem Thema rühren.

Zudem räumt er mit falschen Vorstellungen von Kontrolle auf wie:

"Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser." 

Er korrigiert den gedanklichen Irrtum, den wir bei diesem Zitat häufig begehen, dass Kontrolle eben nicht das Gegenteil von Vertrauen ist. Das Gegenteil von Vertrauen ist Misstrauen, und nicht Kontrolle, wie an späterer Stelle erläutert wird.

 

Angst vor Sympathieentzug und Ausschluss aus dem bisherigen Team

Es sind aber nicht nur falsche Vorstellungen oder schlechte Erfahrungen mit dem Thema Kontrolle, die dazu führen, dass Kontrolle nicht ausgeübt wird. Auch Vorgesetzte sind Menschen, und Menschen haben ein starkes Bedürfnis nach Zugehörigkeit, möchten gemocht und geschätzt werden. Die (irrige) Schlussfolgerung, die Kontrolle in das oft so negative Image getaucht hat: "Nicht kontrollieren macht beliebt, kontrollieren macht unbeliebt" und führt zum Ausschluss aus der Gemeinschaft.

Flamm deckt auch diese schmerzende Wunde auf und weist darauf hin, dass auf Kontrolle oft deshalb verzichtet wird, um als Mensch anerkannt und geschätzt zu werden und die Zugehörigkeit zu sozialen Systemen nicht zu gefährden.

Hierdurch macht der Autor auch das Spannungsfeld deutlich, in dem Führungskräfte allgemein stehen. Auf der einen Seite wird von ihnen erwartet, dass sie dafür sorgen, dass Ziele ohne wenn und aber erreicht werden. Auf der anderen Seite möchten sie aber auch selbst anerkannt werden und brauchen auch menschliche Zuwendung und Akzeptanz und wollen dazugehören.

 

Nicht mehr Teil des Teams sein

Der Autor spricht auch die besondere Situation von jungen Führungskräften an, die gerade mit dem Thema Kontrolle ihrer ehemaligen Kollegen große Schwierigkeiten haben. Die junge Führungskraft versteht noch nicht, dass sie nicht mehr Teil ihres ehemaligen Teams sein kann und meint, dass sie über großzügiges Darüberhinwegsehen oder fehlende Kontrolle die Spannung abbauen kann, die sie nun neu empfindet. Das Buch dürfte deshalb gerade für diese Leserschaft besonders hilfreich sein, der es dazu Erklärungen anbietet und Vorschläge zur Abhilfe.

 

Angst vor zusätzlicher Arbeit

Führungskräfte sind oft ziemlich eingespannt und müssen mehr leisten als andere. Das dadurch natürlich auch von ihnen geschaut wird, wo Arbeit gespart werden kann, ist nur zu verständlich. Auch diesem Aspekt geht der Autor auf den Grund. Anhand des militärischen Prinzips "Kommandieren, Kontrollieren, Korrigieren" macht er bewusst, dass Kontrolle auch mit zusätzlicher Arbeit verbunden ist.

 

Weshalb man sich vom Kontrollieren nicht abhalten sollte

Nach der eingehenden Analyse der verschiedenen Faktoren, warum Kontrolle nicht oder schlecht ausgeführt wird, kommt er zu dem Ergebnis, das es durchaus verständlich ist, wenn Kontrolle mit einem schlechten Gefühl verbunden ist und deshalb oft vermieden wird.

Seine Empfehlung: den negativen Gefühlen und Einstellungen auf den Grund gehen und sie nicht einfach stehen lassen. Das macht er dann auch in den nächsten Kapiteln.

Und er empfiehlt: "Schlechte Erfahrungen und falsche Einstellungen hinterfragen"

Hierzu gibt er einige hilfreiche Tipps, wie man schlechte Erfahrungen und falsche Vorstellungen zum Thema Kontrolle positiv verändern kann. Dass das nicht allein vom Vorgesetzten selbst abhängt, sondern auch vom Verständnis der Mitarbeiter, ist klar. Er gibt dem Leser deshalb mit auf den Weg, dass er sich nicht dafür, wofür er bezahlt wird, rechtfertigen oder schämen muss, nämlich zu kontrollieren.

 

Motivationsinstrument Kontrolle

Wie gelingt dem Autor nun der Spagat von der Kontrolle zur Motivation, wie er es im Titel des Buches angekündigt hat?

Kontrolle muss als Motivationsinstrument eingesetzt werden. Dann muss die Führungskraft auch keine Angst vor Sympathieentzug haben, und dass sie die ihr gesetzten Ziele nicht erreichen kann, weil das wichtige Instrument der Kontrolle nicht richtig eingesetzt werden kann.

Um zu einer wirklichen Motivation zu kommen, weist der Autor darauf hin, dass es heute zeitgemäßere Methoden als das überholte militärische Kommandieren gibt, und dass diese geeigneter dafür sind, Mitarbeiter zu motivieren. Seine vorgeschlagene Lösung besteht daraus: Mitarbeiter ins Boot zu holen und ersetzt auch das militärische "Korrigieren" durch zeitgemäßere Möglichkeiten.

 

Kontrolle und Motivation

Im nächsten Kapitel erläutert der Autor das Thema Motivation.

Neben den vielen Erfahrungen der Teilnehmer seiner Seminare zum Thema Motivation, geht er auch in einem kurzen Exkurs auf die Erkenntnisse der modernen Neurowissenschaften ein. Dadurch arbeitet er die Stellschrauben, aber auch die Stolperfallen zum Thema Motivation heraus, die zum Beispiel zwischenmenschliche Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung und Zuneigung sind.

So werden Kontrolle und Motivation zusammengebracht. Gleich zu Beginn dieses Kapitels weißt Eberhard Flamm darauf hin, dass De-Motivation sicherlich nicht zu den besten Ergebnissen der Mitarbeiter führen wird. Insofern darf Kontrolle nicht zur Demotivierung führen. Dazu schlägt er einige (für den einen oder anderen von uns sicherlich neue) Ziele für Kontrolle vor, die sich hervorragend dafür eignen, Mitarbeiter durch Kontrolle zu motivieren.

Einige dieser aufgezeigten Möglichkeiten waren auch für mich neu und sehr interessant. Es erscheint mir lohnend, sich damit näher zu befassen und sie auszuprobieren.

Wieso oft im Leben kommt es darauf an, genauer hinzuschauen, den Sachen auf den Grund zu gehen und neue Möglichkeiten zu entdecken.

Wenn der Autor als Zwischenergebnis feststellt "Kontrolle berücksichtigt die Bedürfnisse der Mitarbeiter“, kann man ihm nun Recht geben. Er zeigt überzeugend auf, dass Kontrollen sich sehr gut dazu eignen, um den Bedürfnissen der Mitarbeiter nach Sicherheit, Zugehörigkeit, Wertschätzung und Selbstverwirklichung gerecht zu werden. In der von ihm aufgezeigten Art und Weise angewandt, sind Kontrollen demzufolge geeignet, Zuwendung zu zeigen und soziale Anerkennung zu vermitteln.

 

Der richtige Zeitpunkt für Kontrolle

Das der richtige Zeitpunkt für Kontrollen nicht beliebig ist, sondern entscheidend für das Ergebnis von Kontrollen sein kann, versteht sich eigentlich von selbst, wird aber anhand der vom Autor aufgezeigten Beispiele noch einmal anschaulich dargestellt.

Die praktischen Beispielen im Buch sind überhaupt etwas, was einem gut hilft die verschiedenen Gedankengänge gut nachzuvollziehen. Man bekommt dadurch auch gute Impulse und Anregungen, wie man die Kontrolle in seinem Führungs-Alltag einsetzen kann.

 

Offene oder verdeckte Kontrollen?

Die Frage von verdeckten Kontrollen erübrigt sich bei näherer Betrachtung von alleine, da, wie der Autor richtig herausarbeitet, dadurch die Wahrscheinlichkeit der Zerstörung von grundsätzlichem Vertrauen bei den Mitarbeitern sehr groß ist. Dass dieser Punkt trotzdem erwähnt wird, zeigt die Gründlichkeit, mit der Flamm das Thema angegangen ist.


Kontrolliere ich alle gleich oder gibt es Unterschiede?

Dies ist eine wichtige Frage, die der Autor in Bezug bringt zur unterschiedlichen Behandlung von neuen und erfahrenen alten Mitarbeitern.

Wer bei der Frage, ob neue und alte Mitarbeiter gleich kontrolliert werden sollen, auf Gleichbehandlung setzen will, verkennt die vielen positiven Möglichkeiten, die sich bei bewusster Durchführung von Kontrolle für beide Gruppen ergeben. Wie schon zuvor, empfiehlt der Autor also auch hier wieder, Kontrolle zur Motivation und wertschätzenden Mitarbeiterführung einzusetzen.

 

Keine Kontrolle ohne Rückmeldung

"Nicht gemeckert ist Lob genug." Diese überholte Vorstellung von Vorgesetzten soll es heute noch geben. Der Autor zeigt aber auf, dass dem nicht so ist. Nicht ausgesprochenes, aber verdientes Lob führt zu einer Demotivation bei den Mitarbeitern! Und ehrliches und verdientes Lob motiviert!

 

Sieben Kardinalfehler, die Sie auf jeden Fall vermeiden sollten

Gegen Ende des Buches führt Eberhard Flamm noch einmal die sieben Kardinal-Fehler auf, die man auf jeden Fall im Zusammenhang mit Kontrolle vermeiden muss. Dies sind z.B.:

- Alles selbst verbessern
- Paranoides Hinterherschnüffeln
- Nur die Schlechten kontrollieren
- Kontrolle zur Machtdemonstration

 

Zusammenfassung: Ist Motivation ohne Kontrolle möglich?

Diese Frage muss man spätestens, wenn man das Buch gelesen hat, verneinen - jedenfalls in den meisten betrieblichen Zusammenhängen.

Ehrliche Anerkennung und Wertschätzung für geleistete Arbeit setzen ein Wissen um die Arbeit des Mitarbeiters voraus. Dieses Wissen kann aber (nur) über Kontrolle erworben werden. Demzufolge braucht Motivation Kontrolle. Ohne Kontrolle ist sie fragwürdig und verkommt zur Lobhudelei.

Eberhard Flamm ist es in seinem Buch gelungen, die scheinbaren Gegensätze von Kontrolle und Motivation auf anschauliche und überzeugender Weise zusammen zu bringen.

Die Basis für seine Thesen bilden die wissenschaftlich anerkannte Motivationslehre nach Masslow, Erkenntnisse der Neurobiologie, sowie die praktischen und überzeugenden Erfahrungen mit dem Thema in seiner und der Führungspraxis von vielen anderen. Und der eigene gesunde Menschenverstand wird dem Autor recht geben.

Er belegt schlüssig, dass die Wirkungen von richtig angewandter Kontrolle nicht restriktiv, sondern positiv und motivierend sind. Kontrolle nach seinem Verständnis und in der von ihm aufgezeigten Vorgehensweise, führen zu mehr Klarheit, Sicherheit, Wertschätzung und ermöglicht ehrliches Lob und vertrauensvolle Zuwendung. Es eröffnen sich durch das Führungsinstrument Kontrolle somit in der Praxis neue und wirksame Möglichkeiten der Mitarbeiterführung.

Eberhard Flamm hat ein sehr interessantes und für Führungskräfte Anregungen und Impulse gebendes Buch geschrieben, dass nicht nur dem Nachwuchs, sondern auch erfahrenen Führungskräften eine neue Sichtweise des Themas vermitteln kann, um ihre Führungsarbeit zu verbessern.

 

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Bernhard Siegfried Laukamp
Leiter Trainertreffen Deutschland
Leiter des Unterstützungsnetzwerkes für Nachwuchs-Führungskräfte Junior-manager.de 

 

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